
Von Julia Spiekermann
Wie alles begann.
Begonnen hat eigentlich soweit ich mich erinnern kann alles in einem kleinen Land am Ende der Welt – Neuseeland. Ich saß an einem eiskalten Morgen (die Häuser sind unisoliert und es gibt keine Zentralheizung) unter meine Decke gekuschelt und kostete noch ein paar Minuten mein Morgenmuffel-dasein aus. Dann kam mir ein Spruch in den Kopf: ‚Start each day with a greatful heart‘. Pff. Wenn es nur so einfach wäre. Aber fest entschlossen, von nun an besser in den Tag zu starten, suchte ich mir ein großes Plakat, einen schwarzen fetten Marker und begann, meine neu erlernten „Faux-Calligraphy“-kenntnisse anzuwenden. In großen Lettern schrieb ich die Worte auf und hing sie mir an die Wand. Damit ich diesen durch und durch wichtigen Vorsatz niemals vergessen würde.

Worte haben schöpferische Kraft
Freude haben und Freude geben

Ein neuer Wunsch - und neue Zweifel
Als Clara kein kleines Baby mehr war und schön langsam die Frage auftauchte, ob ich zurück in meinen alten Job gehen sollte, war ich gerade beim Melchior Magazin geringfügig angestellt. Die Redaktionsarbeit war spannend, aber in mir wollte etwas einfach nur den Pinsel schwingen und visuell kreativ werden. Sobald ich in meiner Freizeit anfing, schmerzte es, wieder aufhören zu müssen. Und langsam, ganz langsam, formte sich ein neuer Gedanke: Was, wenn das mein Beruf wäre? Was, wenn das mein Platz ist? Im Nachhinein kann ich sagen, ich hab mich kaum getraut, diesen Gedanken nur zu denken. Meine Antwort? Aber ich kann nicht! Ich bin ein absoluter Anfänger, hab keine Ausbildung in die Richtung und keine Ahnung, was ich hier mache!
Unmittelbar danach hörte ich einen Podcast von Erica Tighe von „Be a heart“, die schon damals großes Vorbild und Inspirationsquelle für mich war. Worüber sie sprach? Über den Gedanken, den sie sich zu denken schämte, genau so wie ich: ob sie ihre Liebe zur Kalligrafie zum Beruf machen könnte. Selten zuvor sprach jemand so direkt in mein Leben, in meine Situation, in meine Zweifel hinein. Zu sehen, wie sie mit nichts außer einer Feder und sehr schnörkeliger Kalligrafie anfing, ermutigte mich extrem. Und dieser kleine, leise Gedanke, den ich zuerst im Keim ersticken wollte, wuchs zu etwas größerem und durchbrach die dunkle, dicke Erdschicht des Zweifels.
Beauty Out of the Ashes
